Court of Sun 01 - Court of Sun by Ryan Lexi

Court of Sun 01 - Court of Sun by Ryan Lexi

Autor:Ryan, Lexi [Ryan, Lexi]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2023-01-13T00:00:00+00:00


KAPITEL

18

»Feuermädchen. Wach auf«, flüstert mir eine Reibeisenstimme ins Ohr.

Nachdem Pretha mich in den Palast zurückgebracht hatte, war ich sofort zu Bett gegangen – ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich Leute belauscht hatte, die mir vertrauten. Noch mehr ärgerte ich mich nur über …, na ja, über die seltsamen Gefühle, die in mir aufgestiegen waren, als ich sah, wie Finn dieses Mädchen küsste.

»Feuermädchen.« Ein spitzer Fingernagel kratzt über meine Ohrmuschel und ich reiße die Augen auf.

König Mordeus’ Kobold kauert über meinem Kissen.

Na endlich.

»Warum hast du so lange gebraucht?«, zische ich und schwinge die Beine über die Bettkante.

»Der König war beschäftigt, Mädchen. Er arbeitet nach seinem eigenen Zeitplan.«

Ich schnaube verächtlich. Alle Fae scheinen nach ihrem eigenen Zeitplan zu arbeiten. Ich gebe der Unsterblichkeit die Schuld daran, dass ihnen jedes Gespür für Dringlichkeit zu fehlen scheint. »Ich muss mich noch anziehen.«

Er schüttelt den Kopf. »Keine Zeit.«

Ich schaue auf mein dünnes Nachthemd herab. »Soll das ein Witz sein? So gehe ich auf keinen Fall.«

»Entweder jetzt gleich, oder du wartest noch eine Woche. Wie du willst.«

Mit einem wütenden Blick in seine Richtung schnappe ich mir meine Tasche, die ich unter meine Matratze geschoben habe. Noch bevor ich mich wieder zu dem Kobold umdrehen kann, haben sich seine rissigen Finger schon um mein Handgelenk gekrallt. Das Zimmer verschwindet.

Keine Sekunde später sind wir im Palast des Mondes angelangt, aber nicht, wie ich erwartet hätte, im Thronsaal. Stattdessen stehe ich im Eingang eines kleinen Wohnzimmers. Der König fläzt sich lässig auf einem roten Armsessel. Der Kobold lässt meinen Arm los, das Zimmer beginnt sich zu drehen, und ich plumpse auf den Boden, weil ich mein Gleichgewicht noch nicht wiedergefunden habe.

Saure Galle steigt mir in die Kehle, und ich presse mir den Handrücken auf den Mund.

»Abriella, du siehst ganz bezaubernd aus«, sagt der König. Heute ist er komplett in Schwarz gekleidet – seine Hose, die gestärkte Tunika und der Samtumhang, der seine Schultern umhüllt. Sogar seine Fingernägel sind schwarz lackiert. Zu seiner Linken und Rechten stehen jeweils drei Wachen, die gelegentlich ihre gespaltenen Zungenspitzen hervorstrecken, als könnten sie Gefahr in der Luft schmecken.

Mir ist speiübel, aber ich strecke das Kinn nach vorn. Ich werde vor diesem Fae keine Schwäche zeigen – obwohl ich es, ehrlich gesagt, ganz amüsant fände, mich auf den König zu übergeben. »Ich habe Euren Spiegel seit einer Woche. Es gefällt mir nicht, wenn man mich warten lässt.«

»Mir auch nicht«, sagt er in gelangweiltem Tonfall. »Und du hast länger gebraucht, als ich erwartet habe. Meine Spione sagen, du hättest schließlich den Goldenen Prinzen direkt darum gebeten – das war wirklich clever. Ich hätte zu gern gesehen, welche Bezahlung er für diesen Gefallen gefordert hat. Hoffentlich hat er sie voll und ganz ausgekostet.«

Meine Übelkeit wird von Wut abgelöst, aus meinen Fingerspitzen sickern Stränge aus Dunkelheit in den Marmorboden. Die Wachen des Königs greifen nach ihren Schwertern, und ich betrachte die endlosen Abgründe, die sich in dem zerbröckelnden Marmor auftun.

Was genau meine Macht auch sein mag, im Unseelie-Palast blüht sie geradezu auf.

»Na so was.« Die Augen des Königs verdunkeln sich, und er betrachtet mit geblähten Nüstern, was ich angerichtet habe.



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